30.11.2021
Wie kann eine Metropole mit mehr als 5,2 Millionen Einwohnern klimaneutral werden? Können die Stakeholder einer Metropole zusammenkommen, um gegen den Klimawandel vorzugehen? Die Metropolregion Guadalajara ist ein Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden der Metropolregion aussehen kann, um auf die Klimakrise zu reagieren. Diese Metropolregion hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Darüber hinaus will Guadalajara bis 2030 seine Abfälle um 30 % reduzieren, 42 % seiner Radwege und Infrastrukturen ausbauen und 90 % seiner Abwässer reinigen.
Guadalajaras PACmetro auf der COP26
Während der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow wurde die Metropolregion Guadalajara zusammen mit 10 anderen Initiativen mit einem UN Global Climate Action Award in der Kategorie Climate Leadership für ihren Metropolitan Climate Action Plan ausgezeichnet. Die Koordinierung von neun Großstadtgemeinden und der Regierung des Bundesstaates Jalisco führte zu einer Vereinbarung über die Bewältigung der Klimakrise auf lokaler Ebene, die einen Fahrplan mit klaren Zielen, Strategien, Vorgaben, Indikatoren und Aktivitäten festlegt.
Der Metropolitan Climate Action Plan oder PACmetro istist die Verpflichtung der Gemeinden, auf die Klimakrise zu reagieren. Der PACmetro ist ein sehr klares, präzises und technisches Dokument, das die klimatischen Herausforderungen der Metropole darstellt, aber auch Lösungen und Verpflichtungen auf der Ebene der Metropole für deren Umsetzung und Überwachung vorschlägt. Der PACmetro besteht aus 3 allgemeinen Zielen, 8 Strategien, 29 spezifische Zielen, 34 Indikatoren und 136 Aktivitäten. Die Verpflichtungen und Klimaziele sind für die Jahre 2030, 2040 und 2050 festgelegt. Der PACmetro ist das Ergebnis von 2,5 Jahren Arbeit von über 200 Beamten.
Die drei Hauptziele, die im PACmetro definiert wurden, sind:
- Eine kohlenstoffneutrale Metropole auf der Grundlage von integrierter Abfallwirtschaft, öffentlicher sowie nicht motorisierter Mobilität, effizienter Energienutzung und erneuerbarer Energieversorgung,
- Eine integrative Metropole, die nachhaltig und widerstandsfähig gegen Klimaauswirkungen ist,
- Eine koordinierte, partizipatorische und integrative Metropole mit klimapolitischer Führungsrolle.
Koordination in der Metropolregion für Klimamaßnahmen
Die Kooperation der neun Gemeinden innerhalb der zweitgrößten Metropole Mexikos begann vor über 14 Jahren. Es handelt sich um einen fortlaufenden Prozess, der in den letzten drei Jahren einen stärkeren Fokus auf Klimaschutz erhielt. Was die Gemeinden zum Handeln motivierte, waren die Auswirkungen des Klimawandels auf die Lebensgrundlagen der Einwohner der Metropole. Dazu gehören unerwartete Überschwemmungen, der Temperaturanstieg, das Auftreten von Tropenkrankheiten wie Dengue-Fieber und die zunehmende Luftverschmutzung. Der Wendepunkt war das Jahr 2017, als die Stadt Guadalajara der Climate Leadership Group “C40 beitrat. Außerdem wurde den Gemeinden klar, dass der Klimawandel die soziale Ungleichheit verstärkt. Die wirtschaftlich schwächeren Gemeinden sind am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen.
Ein weiteres Dokument über Klimaschutzmaßnahmen, ein weiterer ehrgeiziger Plan, aber was macht den PACmetro so besonders? Der PACmetro ist das erste Dokument seiner Art, welches in einem so großen Maßstab auf Großstadtebene existiert. Er hat eine datenbasierte Grundlage für die zu ergreifenden Maßnahmen und setzt konkrete Ziele mit konkreten Fristen.
In einer Zeit, in der die Länder bei den Verhandlungen über die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels gelähmt zu sein scheinen, sind die Städte der richtige Ort, um Klimaschutzmaßnahmen und Innovationen voranzutreiben und spezifische Projekte für die Abfallbewirtschaftung, die Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs, die Energieeffizienz sowie weiteren Maßnahmen umzusetzen. Außerdem sollten Städte, die sich für den Klimaschutz engagieren, über eine wissenschaftliche Basis für ihre Aktivitäten verfügen, so wie Guadalajara mit seinem PACmetro.
Die Motivation der Metropolregion Guadalajara, sich zu koordinieren und Maßnahmen zu ergreifen, war das Fehlen einer Führungsrolle auf nationaler Ebene. Die Gemeinden der Metropolregion Guadalajara und die Regierung des Bundesstaates Jalisco haben beschlossen, den Klimaschutz selbst zu koordinieren und bei bestimmten Themen, die in ihren Zuständigkeitsbereich fallen, die Führung zu übernehmen.
Der PACmetro als bewährtes Verfahren: Ein nachahmenswertes Modell?
Laut Mario Silva, dem Direktor von IMEPLAN Jalisco, müssen Klimaschutzmaßnahmen spezifisch sein: Fristen setzen, Mengen, Projekte und spezifische Aktivitäten definieren, um einen Aktionsplan zu erstellen, der messbar und somit realisierbar ist. Das PACmetro ist ein Beispiel dafür, aber das ist erst der Anfang des Weges. Die Herausforderung besteht nun darin, den skizzierten Plan umzusetzen. Auf diese Weise können durch die Verknüpfung gemeinsamer Themen zwischen benachbarten Gemeinden, wie es Guadalajara getan hat, Klimaschutzmaßnahmen ganz oben auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Die Metropolregion Guadalajara kann als Beispiel für andere Städte, ob groß oder klein, dienen, um gegen den Klimawandel vorzugehen. Der PACmetro kann als Best Practice angesehen werden, bei dem wissenschaftlich fundierten, spezifischen Ziel, Strategien und Aktivitäten den Weg zu größeren klimapolitischen Veränderungen auf lokaler Ebene zu weisen. Wenn die Länder nicht in der Lage sind, Vereinbarungen zu treffen, sollten die Städte das Zentrum für Klimaschutzmaßnahmen sein. Wir müssen auf lokaler Ebene beginnen und brauchen Städte, die jetzt handeln!
Referenzen:
Climate Action Plan of the Metropolitan Area of Guadalajara (PACmetro)| Mexico | UNFCCC
UN Awards Ceremony Celebrates Innovative Climate Solutions | UNFCCC
Small Cities — Big Impact - Nov 08, 2021 (wedonthavetime.org)
IG @onucambioclimatico, 2021. Interview of Lara Munoz to Mario Silva. https://www.instagram.com/tv/CV8TMJTMQF6ss3gQRhZUVUGOSugKMjpWxz_Vvs0/?utm_medium=copy_link Retrieved in November 2021.
Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Catedral_Guadalajara.jpg