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Kommission betont strategische Rolle der Türkei bei der Gasversorgung

Von Manuel Berkel, 15. November 2022

Bei der Sicherung der europäischen Gasversorgung will die Kommission Transitländer stärker in den Blick nehmen.„In Bezug auf die Versorgungssicherheit könnte der Ausbau der für beide Seiten vorteilhaften Beziehung zur Türkeieine sehr wichtige Priorität sein“, sagte der stellvertretende Generaldirektor der GD Energie, Matthew Baldwin, amMontagabend im ITRE. Die EU müsse bedenken, dass auch Transitländer ihre Versorgung sichern wollten undmöglicherweise einen Teil zusätzlicher Gaslieferungen für sich beanspruchen könnten.

Durch die Türkei führt der südliche Gaskorridor, über den bereits Gas aus Aserbaidschan in die EU fließt. Bis 2027 will Aserbaidschan die jährliche Menge durch die Pipeline auf 20 Milliarden Kubikmeter (bcm) pro Jahr verdoppeln. Einen Teil der Gesamtmenge hat sich die Türkei schon vor Längerem gesichert.

Aus Algerien sollen 2023 acht bcm zusätzlich in die EU fließen, nachdem es in diesem Jahr bereits vier bcm zusätzlich waren, sagte Baldwin. In den nächsten eineinhalb Jahren könne die EU außerdem zwei bis fünf bcm aus Israel über den Umweg durch Ägypten erhalten. In den Jahren darauf könnte die Menge auf sieben bcm gesteigert werden. „Wir drehen jeden Stein auf der Suche nach Gas um„, sagte Baldwin.

Bund verstaatlich ehemalige Gazprom Germania

In der übernächsten Woche reise eine Delegation nach Trinidad und Tobago. Für das kommende Jahr sei zum ersten Mal ein Energiedialog mit asiatischen Staaten geplant. In Malaysia solle es eine Konferenz mit möglichen Lieferanten von Erdgas und Wasserstoff geben. Pläne für eine Ministerkonferenz mit Japan und Südkorea, aber auch den USA und Norwegen waren bereits beim vergangenen EU-Ministerrat in Luxemburg bekannt geworden.

Derzeit fließen noch geringe Mengen russischen Gases über die Türkei und die Ukraine in die EU. Der für Moskaugünstigste strategische Moment, den Transit über die Ukraine zu unterbrechen, könnte im Januar oder Februarsein, warnte Klaus-Dieter Borchardt von Baker

McKenzie gestern bei einer Diskussion des Thinktanks Epico. Bei den aktuell hohen Temperaturen mache dies keinen Sinn, so der ehemalige Kommissionsmitarbeiter.

Am gemeinsamen Gaseinkauf der EU könnte sich auch die ehemalige Gazprom Germania beteiligen. In denEntwurf der jüngsten Notfallverordnung hatte der Rat eine Passage aufgenommen, die es auch ehemaligen russischen Gesellschaften ermöglichen soll, sich an der geplanten Energieplattform zu beteiligen. Gesternverstaatlichte die Bundesregierung das Unternehmen, das inzwischen als Securing Energy for Europe (Sefe)firmiert. Das Wirtschaftsministerium begründete entsprechende Kapitalmaßnahmen mit einer drohenden Insolvenz, welche die Versorgungssicherheit in Deutschland gefährden würde.

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