EPICO KlimaInnovation wird von einem unabhängigen Beirat aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft begleitet. Dieser berät die EPICO-Experten bei der strategischen Ausrichtung und den Leitlinien des Think Tanks.
In unserer Interviewreihe stellen wir die Arbeit, Expertise und Motivation jedes Beiratsmitglieds vor und beleuchten zentrale Fragen zur Zukunft der europäischen Energiewende.

Wir stellen Markus Hümpfer vor. Als Mitglied des Deutschen Bundestages setzt er sich dafür ein, die Energiewende voranzutreiben und eine nachhaltige, zukunftsfähige Wirtschaft zu gestalten. Sein Fokus liegt auf dem Netzausbau, einem modernen Strommarktdesign und der Förderung erneuerbarer Energien – mit dem Ziel, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang zu bringen.
Herr Hümpfer, was hat Sie motiviert, dem EPICO-Beirat beizutreten?
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung, vor der die Menschheit steht. Die Einhaltung des 1,5 Grad Ziels und die Erreichung der Klimaziele – in Deutschland und weltweit – sind die Lebensgrundlagen unserer Zukunft. Gleichzeitig löst der Kampf gegen den Klimawandel auch andere geopolitische und gesellschaftliche Problemstellungen. Es gibt die Möglichkeit in diesem Spannungsfeld nachhaltiges Wachstum zu erzeugen, das unseren Wohlstand in einer sich verändernden Welt erhält. Dafür jedoch benötigt es die richtigen Instrumente. Denn klar ist, ohne die Gesellschaft mitzunehmen wird uns die Lösung nicht gelingen. Zur Entwicklung dieser Instrumente braucht es Vordenker. Menschen, die „out of the box“ denken und handeln. EPICO bietet für solche Menschen eine Plattform. Hier werden Innovative Ideen und Strategien entwickelt. Dieser ganzheitliche Ansatz und die innovative Herangehensweise haben mich dazu motiviert, Mitglied des Beirats zu werden. Denn die Aufgabe der Politik ist nichts Geringeres als die Gestaltung der Zukunft mit den Mitteln der Gegenwart. Je besser, je innovativer die Lösungsansätze der Gegenwart, desto besser und schneller können wir die gesteckten Ziele der Zukunft erreichen. Das ist gerade beim Klimawandel von enormer Bedeutung. Wenn ich mir die jüngsten Naturkatastrophen anschaue, weiß ich, dass die Zeit rennt. Deshalb müssen wir jetzt handeln. EPICO unterstützt dabei unabhängig und aus der Mitte der Gesellschaft heraus.
Welche politischen Maßnahmen sind entscheidend, um Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit in der nächsten Legislaturperiode erfolgreich zu vereinen?
Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit können Hand in Hand gehen. Sie müssen es sogar, wenn wir langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern wollen. Unsere Unternehmen und unsere Gesellschaft befinden sich mitten in der größten Transformation seit der Industrialisierung. In den kommenden Jahren wird kein Stein auf dem anderen bleiben. Gleichzeitig müssen wir unsere Lebensgrundlage, diesen einen Planeten, bewahren. Deshalb wird es mit Blick auf die globalen Herausforderungen, vor denen wir stehen, notwendig sein, neue grüne Leitmärkte zu etablieren. Dazu zählt beispielsweise die Wasserstoffwirtschaft. Der Hochlauf des Wasserstoffmarktes muss uns gelingen, um langfristig mit grünen Gasen wirtschaften und so klimaneutrale Produkte produzieren zu können. In den vergangenen Monaten haben wir bereits das Wasserstoffkernnetz auf den Weg gebracht. Nun muss es darum gehen, dieses Kernnetz so schnell wie möglich zu errichten, alles daran zu setzten, dass die Produktion und die Verteilung von Wasserstoff deutlich schneller und günstiger werden. Dazu muss das Instrument „Nutzen statt Abregeln“ evaluiert und wo nötig angepasst werden. Dazu braucht es aber auch einen Anreiz zur Bereitstellung von Flexibilität im Energiesystem. Zur Ermöglichung dieser Flexibilität ist eine deutliche Steigerung der Elektrolyseleistung notwendig. Gleichzeitig muss das Henne-Ei-Problem gelöst werden. Erzeuger von grünem Wasserstoff sind auch auf Abnehmer angewiesen. Deshalb ist neben der Dekarbonisierung der Stahlindustrie der Bau dringend benötigter Kapazität in Form von H2 ready Gaskraftwerken entscheidend, um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft anzukurbeln. Das wird allerdings nur durch kapazitive Elemente im Strommarkt möglich sein. Ein neues Strommarktdesign und übergangsweise eine Kraftwerksstrategie bleiben daher dringend notwendig. Darüber hinaus gilt es auch die insgesamt die Preissituation im Blick zu behalten. Energie muss bezahlbar sein. Dafür braucht es langfristig eine Deckelung der Netzentgelte, einen Industriestrompreis und auch ein Klimageld. Wir dürfen auf dem weiten Weg, hin zur Klimaneutralität, niemanden alleine lassen. Der gesamtgesellschaftliche Rückhalt ist der Garant zum Gelingen der Energiewende.
Wie kann die Transformation der Stahl- und Schwerindustrie gelingen, ohne Arbeitsplätze und wirtschaftlichen Wohlstand zu gefährden?
Die Transformation unserer Stahl- und Schwerindustrie hin zu einer grünen Industrie ist notwendig. Nur so sichern wir in Zukunft Fähigkeiten, Arbeitsplätze und unseren Wohlstand. Deshalb steht es außer Frage, dass es gerade für diese Industrien grüne Leitmärkte braucht. Um den Hochlauf und die enormen Investitionen stemmen zu können werden wir nicht um staatliche Subventionen herumkommen. Am Anfang steht dabei immer die Frage, ob wir uns eine Abwanderung der Industrie und mit ihr die Abwanderung vielfältiger Grundlagen als Bundesrepublik leisten können. Mit Blick auf die globalen Herausforderungen, die zunehmenden Handelsbarrieren und die Resilienz unserer Lieferketten kann man nur zu dem Schluss kommen, dass für Deutschland sowohl die Stahl- als auch die chemische Grundstoffindustrie von großer Bedeutung sind. Darauf aufbauend muss man sich fragen, wie man die Transformation in diesen Bereichen organisiert und finanziert bekommt. Um weiterhin zur Spitze der globalen Technologieführerschaft zu gehören, benötigt es die richtigen Rahmenbedingen. In einem schwierigen geopolitischen Umfeld braucht es meiner Meinung nach deshalb Local Content Regelungen zum Schutz unserer heimischen Industrie. Nur so lässt sich unfairem Wettbewerb begegnen. Das alleine wird allerdings nicht ausreichen. Langfristig braucht es günstige Energiepreise und unkomplizierte Fördermechanismen. Steuerrückerstattungen für Investitionen in den Standort Deutschland sollten deshalb geprüft und wo notwendig auch umgesetzt werden.
Bei EPICO nehmen wir die großen Herausforderungen der Energiewende aktiv an. Wir sind überzeugt, dass eine Klima- und Energiepolitik, die auf Wettbewerb und Innovation setzt, der Schlüssel ist, um CO2 und andere Treibhausgase verlässlich und effizient zu reduzieren. So können Umwelt- und Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit miteinander vereint werden. Entdecken Sie unsere neuesten Publikationen und bevorstehenden Veranstaltungen und bleiben Sie gespannt auf weitere Interviews mit unserem Beirat.