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Was soll gedeckelt werden? Notfalleingriffe in den europäischen Strom- und Gasmarkt

EPICO KlimaInnovation schlägt Notfallmaßnahmen für den europäischen Strom- und Gasmarkt vor.

Berlin/Brüssel, 27. September 2022: EPICO KlimaInnovation hat heute eine Studie zu den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Notfallmaßnahmen für das Energiemarktdesign mit dem Titel „What to cap? Emergency Interventions in the European Electricity and Gas Market“. Die Veröffentlichung markiert auch den Startschuss für die Präsenz von EPICO in Brüssel und die Ausweitung der Arbeitsschwerpunkte der Denkfabrik auf die EU-Energie- und Klimapolitik.

Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine leidet die EU unter den katastrophalen Folgen der steigenden Gas- und Strompreise. Seitens der Europäischen Kommission wurden nun eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, die die Energiepreise für Endverbraucher in Grenzen halten sollen.

Im Vorfeld des Energieministertreffens des Rates der Europäischen Union am 30. September legt EPICO KlimaInnovation eine umfangreiche Analyse mit einer Reihe von Handlungsempfehlungen vor, die speziell darauf abzielen, die negativen Folgen für Haushalte und Unternehmen zu begrenzen, indem die Kosten für Energierechnungen gesenkt werden, ohne das bestehende Strommarktdesign zu verwerfen.

  • In Bezug auf Interventionen in den Strommarkt schlägt EPICO einen sorgfältig kalibrierten einheitlichen Gewinndeckel für inframarginale Energieerzeuger vor und adressiert dabei bisher offene Ausgestaltungsfragen, wie z. B. einen Ausstiegsmechanismus, einen effizienten Dispatch über Märkte hinweg, die Einbeziehung von Finanzgeschäften und die Vermeidung von Verzerrungen an der Grenze.
  • Im Bewusstsein, dass die Reduzierung der Nachfrage die wichtigste Maßnahme ist, wenn man mit einer Angebotsknappheit und hohen Energiekosten konfrontiert wird, empfiehlt EPICO, dass sich Instrumente zur Stromeinsparung mehr auf die Stunden konzentrieren sollten, in denen Gaskraftwerke in Betrieb sind, um sie gezielter auf Gaseinsparungen auszurichten.

Keine der von der Kommission und den Mitgliedstaaten vorgeschlagenen Maßnahmen für den Strommarkt löst jedoch das Problem der rekordhohen Gaspreise. Dies ist nach wie vor ein dringendes Problem, da Mittel sowohl aus dem Gewinndeckel für die Einnahmen von inframarginalen Erzeugern als auch aus dem geplanten „Solidaritätsbeitrag“ von Unternehmen im Gas-, Kohle- und Raffineriesektor wahrscheinlich nicht ausreichen werden für die notwendige Unterstützung.

  • Im Hinblick auf die wohl unvermeidbaren Eingriffe in den Gasmarkt analysiert die Studie einen Gaspreisdeckel für den EU-Großhandelsmarkt in Form einer Preislimits für des Ausgleichsenergie von Übertragungsnetzbetreibern (TSOs). Gaselieferanten müssten daher den Preis, zu dem sie neue Verträge anbieten, auf oder unter das Preislimit senken, um weiterhin vom Verkauf auf dem EU-Gasmarkt zu profitieren. Eine solche Maßnahme würde Klarheit über die Preisentwicklung im Falle von Versorgungsunterbrechungen schaffen und kann somit die Risikoprämien auf Terminpreise weitgehend reduzieren.
  • In Bezug auf LNG-Importe sollte ein solcher EU-weiter Deckel mit einem Prämiensystem oder Differenzverträgen als Back-up-Instrument kombiniert werden, um weiterhin ausreichende Mengen an LNG-Lieferungen in die EU sicherzustellen..
  • Eine Senkung des Großhandelspreisniveaus würde aber auch die preisbasierten Anreize für Gaseinsparungen verringern. Daher muss ein Preisdeckel mit verbindlichen Gaseinsparszielen kombiniert werden. Dies würde die Grundlage dafür schaffen, dass die Mitgliedsstaaten Programme und Maßnahmen zur zuverlässigen Erreichung von Gaseinsparungen umsetzen.

„Die effizienteste Art, diese Krise akut zu bewältigen, sind starke, einheitliche, koordinierte und zugleich zeitlich befristete Notfallmaßnahme, die es den Erzeugern erneuerbarer Energien ermöglicht, weiterhin vom Energiemarkt zu profitieren und somit die Investitionen in diesem Sektor zu erhöhen, während gleichzeitig bedürftige Haushalte und Unternehmen in ganz Europa von hohen Preisen besser geschützt werden. Es liegt nun in den Händen der Regierungen der Mitgliedsstaaten zu zeigen, dass diese Krise ein Katalysator für eine koordinierte und kohärente Energiepolitik in schwierigen Zeiten sein kann“, betont Dr. Bernd Weber, Gründer und Geschäftsführer von EPICO KlimaInnovation.

Kontakt:

Nassos Anastasilakis
E-Mail: nassos.anastasilakis@epico.org

Die Studie können Sie hier (auf Englisch) herunterladen.